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Ständige Erkennbarkeit: wie Gesichtserkennung in den Alltag rückt

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01.12.2017

Das Thema Gesichtserkennung ist so kontrovers wie vielfältig. Egal ob Smartphone, Bahnhöfe oder Läden – immer gibt es Gründe für den Einsatz, immer gibt es Warnungen. Ein paar Beispiele.

Bereits jetzt ist Gesichtserkennung schon Teil des Alltags – trotz Orwell, Snowden und öffentlichen Aufschreis.

iPhone X: Tricksereien und Warnungen

Ein freiwilliger Fall von Gesichtserkennung findet sich beim iPhone X. Nutzer können über diese Funktion alles Mögliche erledigen – vom Entsperren des Geräts bis hin zu Kaufabwicklungen. Halbwegs gewiefte Hacker können das auch. Allerdings sind technische Kenntnisse nicht einmal nötig: Vietnamesische Wissenschaftler haben nun bewiesen, dass das iPhone auch per Gesichtsmaske aus Steinmehl überlistet werden kann. Die Herstellung einer solchen ist ebenfalls nicht sonderlich aufwendig, wenn man es schafft, das Gesicht des jeweiligen Besitzers aus mehreren Winkeln zu fotografieren.

Darüber hinaus warnt Edward Snowden vor einem anderen Aspekt der Gesichtserkennung beim iPhone, wobei dieser an sich auch nichts Neues ist: Datenmissbrauch. So haben auch App-Entwickler Zugriff auf das Gesicht des Nutzers und können beispielsweise dessen Reaktionen beobachten. Auf dieser Grundlage können sie dann die Funktionsweise der jeweiligen App anpassen. Snowden warnte insgesamt vor unabsehbaren Missbrauchsmöglichkeiten.

Gesichtserkennung gegen Amazon-Gutschein: Bahnhof Südkreuz

Eine etwas andere Form der Gesichtserkennung findet sich derzeit am Bahnhof Südkreuz in Berlin. Hier läuft seit August eine Testreihe zur automatischen Gesichtserkennung, die unter anderem zur Bekämpfung von Terror eingesetzt werden soll. 250 freiwillige Tester gibt es, die möglichst oft durch den Bahnhof laufen und für die Erfassung ihr Einverständnis gegeben haben. Als Belohnung wirkt ein Amazon-Gutschein über 25 Euro.

Datenschützer fordern seit dem ersten Tag einen Stopp der Testreihe, denn es werden natürlich auch alle anderen Personen erfasst. Zwar gibt es gekennzeichnete Areale innerhalb des Bahnhofs, in denen der Test stattfindet, sodass man immer die Möglichkeit hat, sich außerhalb des Testbereichs aufzuhalten. Aber welcher Reisende in Eile achtet schon auf solche Schilder bzw. macht sich Gedanken über deren Bedeutung? Zudem geht es den Datenschützern darum, was passiert, wenn es sich nicht mehr länger um eine Testreihe handelt, sondern die Gesichtserfassung Standard wird.

Von der Macht der Masse

Es gibt aber auch Fälle, da werden Machenschaften zur Gesichtserkennung tatsächlich wegen mangelnder öffentlicher Akzeptanz eingestellt. So geschehen in österreichischen Apotheken, wo Bayer die Erfassung dazu genutzt hat, um zielgruppenspezifische Werbung zu schalten. Die Supermarktkette Real hatte in Deutschland Ähnliches an den Kassen getestet – mit demselben Ergebnis. Es stellt sich allerdings die Frage, wann die Öffentlichkeit solche Systeme am Ende doch akzeptiert – wie so vieles andere … (tl)