13.01.2017
Stimmung machen im Netz und das ohne viel eigenes Zutun – Social Bots machen es möglich. Die Computerprogramme können vor allem bei politischen Debatten das Meinungsbild beeinflussen und sind immer schwieriger von echten Usern zu unterscheiden.
Programmieren lassen sich Social Bots mit geringen Software-Kenntnissen, die Software dafür ist erschwinglich.
Täuschend echte Äußerungen
Bots sind Programme, die unter anderem selbstständig Accounts im Internet erstellen und sich dazu beispielsweise Informationen und Profilbildern echter Nutzer bedienen. Auf Facebook, Twitter und anderen Sozialen Plattformen setzen sie Kommentare, Posts und Likes ab und beeinflussen so öffentliche Diskurse. Sinnvolle Satzbildungen sind mit der heutigen Computerlinguistik kein Problem, zu richtigen Dialogen sind die Bots allerdings noch nicht fähig.
Bots können aber nicht nur Informationen bzw. gefälschte Nachrichten streuen, sondern auch Informationen sammeln. Auf Facebook senden sie als Fake-Profile Freundschaftsanfragen. Ist die Anfrage einmal angenommen, liest der Bot Informationen mit und speichert sie. Das ist vor allem für Unternehmen interessant. Wirklich äußern will Facebook sich dazu nicht.
Unsichtbare Wahlkampfhelfer
Vor allem bei zwei politischen Ereignissen haben Bots in der letzten Zeit eine Rolle gespielt: beim US-Wahlkampf und beim Brexit. In wie weit sie die öffentliche Meinung tatsächlich beeinflussen konnten, ist schwer einzuschätzen. Definitiv ist aber, dass sowohl Clinton als auch Trump elektronische Helfer hatten. Laut einer Studie der Universität Oxford war jeder dritte Follower der Kandidaten ein Bot. Beim Brexit waren vor allem Bots aktiv, die für den Austritt aus der EU geworben haben.
Deutsche Parteien wollen in ihrem Wahlkampf keine Bots einsetzen, insbesondere CDU, SDP, FDP und die Grünen lehnen das Vorgehen ab. Zwar ist die Afd von ihrer ursprünglichen Aussage, selbstverständlich Bots im Wahlkampf einzusetzen abgerückt, wie glaubwürdig das allerdings ist, ist fraglich.
Die Äußerungen von Bots lassen sich nur durch kritisches Lesen und Hinterfragen als solche erkennen. Auch ein näherer Blick auf das jeweilige Profil kann Aufschluss geben. Mehr als zuvor gilt daher, nicht alles ungeprüft zu glauben, was im Netz steht. (tl)