29.12.2017
Ausgerechnet Edward Snowden hat in seinem russischen Exil eine Überwachungsapp ersonnen, die der breiten Öffentlichkeit zur Verfügung stehen wird. Zwar ist sie zunächst für bestimmte Personenkreise zum Selbstschutz gedacht, allerdings lässt sich damit auch alles mögliche andere anstellen.
Die App läuft nur auf Android-Geräten, ist aber ohnehin für Billighandys vorgesehen.
Überwachung der Überwachung
„Haven“ heißt die App, mit der Edward Snowden jedermann ausstatten will. Mit ihr lässt sich das Handy zu einem Überwachungsinstrument umfunktionieren – Bewegungsmelder, Mikrofone und Kameras ermöglichen das Aufnehmen von Vorgängen in der Umgebung. Anschließend kann man sich das Ganze verschlüsselt auf das eigene Smartphone senden lassen. Denn sinnigerweise wird empfohlen, zur Überwachung ein ausrangiertes Android-Smartphone zu nutzen anstatt eines neuen Hochglanzfabrikats. iPhones sind sowieso raus – für sie gibt es diese App nicht. Wer würde auch schon ein iPhone unbeaufsichtigt zu Überwachungszwecken herumliegen lassen?
Bei Haven handelt es sich um ein Open Source-Projekt von The Guardian Project und Freedom of the Press Foundation. Letzteres gibt auch schon einen Hinweis darauf, für wen die App eigentlich gedacht ist: Journalisten, Blogger, politische Aktivisten und andere Personen, die öffentlich arbeiten und daher damit rechnen müssen, belauscht zu werden oder sogar ungebetenen Besuch zu kriegen. Allerdings lässt sich die App von jedem herunterladen.
Wie immer zweischneidiges Schwert
Zwar lässt sich die App auch noch zu allen möglichen anderen praktischen Dingen nutzen – beispielsweise als Babyfon. Dem Missbrauch dürfte aber wie immer auch Tür und Tor geöffnet sein, den Szenarien sind dabei kaum Grenzen gesetzt. Privat und öffentlich herumspionieren ist zumindest in Deutschland allerdings rechtlich ohnehin nicht drin.
Derzeit befindet sich die App in der Betaphase und läuft nicht unbedingt rund. Die Macher rufen die Nutzer daher zur Teilnahme und zur Weiterentwicklung auf. (tl)
