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Amazon Goes analog: erster Real-Life-Supermarkt in Seattle

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14.12.2016

Nach dem eigenen Buchladen will Amazon nun weiter im stationären Handel mitmischen: Die Supermarkt-Idee Amazon Go soll dem Lebensmitteleinzelhandel Konkurrenz machen.

Das lästige Schlangestehen und sogar das Bezahlen sollen dem zukünftigen Amazon-Go-Kunden erspart bleiben – ein kassenloses System macht’s möglich.

Das Smartphone ersetzt die Kassenschlange

Für das Einkaufen bei Amazon-Go braucht man nur drei Dinge: ein Smartphone, ein Amazonkonto und die Amazon-Go-App. Beim Betreten des Ladens hält man das Smartphone vor einen Sensor, sozusagen der Check-in via Strichcode. Sodann kann man sich im Laden nehmen, was man will.

Die App erkennt, was man aus den Regalen nimmt und legt es in den virtuellen Warenkorb. Sie erkennt auch, ob man es einsteckt oder wieder zurückstellt – nur in dasselbe Regal bitte, ansonsten verschwindet die Ware nicht aus dem Warenkorb und man muss sie bezahlen. Die Kekspackung, die man dann doch nicht mitnehmen will, kurz vor der Kasse ins nächstbeste Regal zu legen, ist also nicht mehr. Beim Auschecken hält man das Gerät wieder an den Sensor und der fällige Betrag wird abgebucht.

Wie genau das alles technisch funktioniert, dazu äußert sich Amazon nicht so richtig. Irgendwas mit Deep Learning und Algorithmen. Bekannt ist, dass die Technik auch in selbstfahrenden Autos zu finden ist, außerdem sind vom Online-Händler angemeldete Patente einzusehen. In wie fern die aber in der Amazon-Go-Technik verwendet werden, ist auch nicht so ganz klar.

Deutscher Datenschutz vs. Bequemlichkeit

Genau das ist auch der Grund, warum Amazon Go es in Deutschland datenschutzmäßig schwer haben wird. Überhaupt müsse der Kunde hier die Möglichkeit haben, vorher in die Datensammelei einzuwilligen. Das ist umso schwieriger, je unübersichtlicher sie ist. Peter Schaar, früherer Bundesdatenschutzbeauftragter, betont, dass für den Kunden nicht nachvollziehbar ist, welche Daten zu welchem Zweck gesammelt werden. Das analoge Einkaufen sei eine Erweiterung der Online-Überwachung, die es Amazon ermöglicht, ein noch genaueres Profil des Kunden zu erstellen.

Derzeit gibt es nur einen Konzeptstore in Seattle, in dem Amazon-Mitarbeiter als Testkäufer einkaufen gehen. Anfang 2017 soll das bequeme Einkaufen der Zukunft aber auch für alle anderen Kunden möglich sein – innerhalb der nächsten Jahre will Amazon außerdem 2000 Go-Läden in den USA eröffnen. (tl)