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Online-Psychotherapie – Wirksamkeit und Möglichkeit

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18.05.2018

Wie für so vieles andere auch gibt es mittlerweile ein breites Online-Angebot für die Behandlung psychischer Probleme. Insbesondere für Depressionen, Angst- sowie Essstörungen soll die digitale Alternative laut Studien wirksam sein. Doch wann hilft eine Online-Therapie wirklich?

Einige Krankenkassen übernehmen bereits die digitalen Therapiesitzungen – insgesamt hinkt Deutschland in dieser Hinsicht allerdings hinterher.

Nicht geeignet bei schweren Depressionen

Für viele Patienten kann es eine große Hilfe sein, digitale Therapiesitzungen zu absolvieren anstatt das Haus verlassen und sich einer fremden Person persönlich anvertrauen zu müssen. Auch das sehr lange Warten auf einen Therapieplatz kann sich so verringern. Allerdings sind sich Psychotherapeuten einig, dass eine Online-Therapie keine herkömmliche persönliche Sitzung vollständig ersetzen kann.

Insbesondere bei schweren Depressionen sind digitale Therapien nicht annähernd ausreichend. Beispielsweise entgehen dem Therapeuten hier wichtige non-verbale Hinweise, die Aufschluss über das Befinden des Patienten geben. Dazu gehören unter anderem der Gang und das komplette Erscheinungsbild. Auch die Mimik ist auf dem Bildschirm nicht immer eindeutig zu erkennen.

Erfolgsstudie zu Online-Sitzungen

Bei leichten bis mittelschweren Depressionen können die Online-Therapien allerdings durchaus sinnvoll und langfristig sogar wirksamer sein, wie Studien belegen. Forscher der Uni Zürich haben erstmals beide Therapieformen in dieser Hinsicht untersucht und miteinander verglichen. Per Zufallsprinzip wurden je 31 an einer mittelschweren Depression erkrankten Patienten einer herkömmlichen beziehungsweise einer Online-Therapie zugewiesen.

Die Anzahl der Sitzungen sowie die angewandten Behandlungsmethoden waren identisch. Bei Therapieende gab es in beiden Gruppen ein nahezu identisches Ergebnis: 53 Prozent der Online-Gruppe war depressionsfrei, bei der Sprechzimmer-Gruppe waren es 50 Prozent. Die Rückfallquote war bei den online therapierten Patienten geringer.

Insgesamt sollte im Vorfeld immer bei einem persönlichen Gespräch entschieden werden, ob sich für den Patienten eine Online-Therapie eignet. Diese einfach unbesehen anzugehen, kann gefährlich sein. (tl)