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Mensch gegen Maschine: Debattier-Duell

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20.02.2019

Wie stark ist Künstliche Intelligenz im Debattieren? Diese Frage wurde letzte Woche in San Francisco geklärt – zumindest vorläufig. IBMs KI „Project Debater“ trat gegen den Debattier-Champion und Cambridge-Absolventen Harish Natarajan an. Obwohl dieser eine unpopuläre Position zur Fragestellung einnahm, schlug er den Computer.

Ob Natarajan wirklich inhaltlich stärker war oder aus welchen Gründen genau er sich durchsetzen konnte, ist allerdings nicht geklärt.

KI greift auf Datenbank zurück

Thema der Debatte war die Frage, ob Vorschulen durch Fördermittel bezuschusst werden sollten oder nicht. Während „Project Debater“ dafür argumentierte, nahm Natarajan die Gegenposition ein. Beide Teilnehmer hatten zunächst 15 Minuten Zeit um das Thema, das ihnen bis dahin unbekannt war, vorzubereiten. Im Falle der KI bedeutete das, dass sie Milliarden von Sätzen aus Artikeln ihrer Datenbank scannte. Einen Zugriff auf das Internet hatte sie nicht.

Anschließend gab es ein vierminütiges Eröffnungsstatement jedes Teilnehmers, daraufhin wurden die Argumente des jeweils anderen vier Minuten lang analysiert und widerlegt. Es folgte eine zweiminütige Zusammenfassung. Während die Maschine dabei nur auf Daten und Fakten zurückgreifen konnte, bezog Natarajan sein gesellschaftliches Wissen und seine Erfahrung mit ein.

Natarajan gewinnt mehr Zuhörer

Wie misst man nun aber Sieg und Niederlage in diesem Fall? Vor der Debatte wurde im Publikum die Umfrage durchgeführt: Bezuschussung ja oder nein? Nach der Debatte wurde die Erhebung wiederholt. Zuvor waren 79 Prozent dafür gewesen, nach Natarajans Argumenten nur noch 62 Prozent.

Das bedeutet, dass der menschliche Kandidat einen größeren Einfluss hatte. Ob das an seinen Argumenten lag oder daran, dass er mit einer lebhaften und menschlichen Sprechweise, Mimik und Gestik überzeugen konnte, während die KI nur eine monotone Stimme zu bieten hatte, ist nach wie vor die Frage.

IBM hat Pläne mit der KI

Dass „Project Debater“ verloren hat, bedeutet nicht, dass die KI die Argumente ihres Gegners nicht verstanden hat oder nicht hätte kontern können. Das war beides der Fall, aus diesem Grund ist die Niederlage für IBM auch keine wirkliche. Das Unternehmen will die KI nun weiter entwickeln und beispielsweise für den Journalismus tauglich machen. (tl)