13.10.2015
VR-Brillen sind bei Gamern schon lange hoch im Kurs. Aber auch andere Bereiche haben die Simulation der wirklichen Welt für sich entdeckt: darunter die Medizin. Hier können die Brillen vielfältig eingesetzt werden – zum Beispiel, um Phobien zu heilen.
Die Virtual Reality bietet mehrere Vorteile gegenüber der Phobienheilung in der Realität. Zum einen ist der Aufwand, die Angstsituation herzustellen geringer, zum anderen kann die Situation besser kontrolliert werden und es treten keine unvorhergesehenen Störfaktoren auf.
Zugang zu schwierigen Situationen
Der Ansatz ist derselbe wie bei der klassischen Phobientherapie: Desensibilisierung. Virtuell können die jeweiligen Angstsituationen visuell, akustisch und taktil so realitätsgetreu nachgebildet werden, dass im Gehirn tatsächlich ein Lerneffekt stattfindet.
Der Vorteil der VR-Therapie ist außerdem der, dass Angstsituationen angepasst werden können. Beispielsweise kann der Bedrohlichkeitsgrad immer weiter gesteigert werden, je nachdem, wie schnell sich der Patient an die Angstsituation gewöhnt und schließlich seine Ängste abbaut. Bei Höhenangst kann zum Beispiel die simulierte Höhe ohne Aufwand Schritt für Schritt angepasst werden.
Vor allem bei Phobien, die im Alltag zwar weniger behindern, aber das Leben dennoch sehr kompliziert machen können, ist die VR praktisch. So kann man beispielsweise Flugangst angehen. Eine Expositionstherapie wäre in dem Fall in der Realität kaum durchführbar.
Lerneffekt und Realität
Die Therapie via VR bietet daher zwischen der Therapie in der Realität, bei der der Patient seinen Ängsten explizit ausgesetzt wird (in vivo) und dem Ansatz, sich die Situation vorzustellen (in sensu) einen guten Mittelweg. Tests haben außerdem gezeigt, dass die Therapie umso erfolgreicher ist, je unterschiedlicher die Szenarien sind, innerhalb derer der Patient seinen Phobien begegnet ist. Dem Gehirn fällt es so leichter, das Gelernte in die Realität zu übertragen.
Nachteile der VR-Therapie ist derzeit noch der Kostenaufwand, den sowohl die Anschaffung in den Praxen als auch der hohe Programmierungsaufwand der verschiedenen Szenarien nach sich ziehen. (tl)